Am schönsten ist Mallorca dort, wo ausgetretene Touristenpfade enden und Abenteuer beginnen – und die kann man zuhauf im Norden der spanischen Insel erleben. Über enge, serpentinenreiche Straßen erreicht man versteckte, mit duftenden Pinien gesäumte Badebuchten und windumtoste Felsklippen, die senkrecht ins Mittelmeer hinabstürzen. Dazwischen liegen kleine Fischerdörfer mit mallorquinischen Restaurants direkt an der Küste, im Rücken die Gebirgskette der Serra de Tramuntana. Die abwechslungsreiche Nordküste eignet sich perfekt, um mit dem Mietwagen ein verlängertes Wochenende lang Mallorcas ursprünglichen Norden zu erkunden.
Ausgangspunkt ist Alcúdia. In den verwinkelten Gassen des populären Badeortes reihen sich gotische Kirchen, kleine Tapas-Bars und Cafés aneinander, während die Altstadt zur Spurensuche nach den römischen und maurischen Wurzeln einlädt. Unweit des Stadtzentrums liegen die Ruinen der kleinen Stadt Pollèntia.
Autovermietung Palma de Mallorca flughafenPollèntia war einst die Hauptstadt der Insel und ist heute eines der wenigen Überbleibsel aus der Zeit, in der die Römer Mallorca beherrschten. In der antiken Siedlung stehen bis heute die Fundamente der typisch rechteckigen Häuser mit Säulen und Innenhof. Neben dem einstigen Handelsplatz ist auch das ehemalige Theater mit seinen zehn halbkreisförmigen Rängen zu erkennen, das zur Zeit der Römer in einen steinigen Hang geschlagen wurde.
Bevor es weiter gen Norden an der Küste entlanggeht, führt die Route mit dem Mietwagen rund acht Kilometer landeinwärts zum Künstlerstädtchen Pollença mit seinen zahlreichen Galerien. Wer etwas Zeit zur Verfügung hat, folgt der Beschilderung „Ponti de Roma“ zu einer jahrtausendealten Römerbrücke. Vom lebhaften Plaça Major zweigen kleine Gassen mit imposanten Patrizierhäusern ab, drum herum reihen sich Boutiquen und Cafés. Ganz in der Nähe beginnt der Aufstieg zum Puig de Pollença, der Pilgerstätte des Kalvarienbergs. Auf mehr als 365 steinernen Stufen geht es an Zypressen vorbei zur höchsten Erhebung der Stadt. Hier sieht man bis ans Nordkap Mallorcas und zum Küstendorf Port de Pollença, das rund sieben Kilometer entfernt direkt am Meer in einer windgeschützten Bucht liegt. Anfang des 20. Jahrhunderts standen dort nur eine Handvoll Fischerhäuser. Dann kamen die Künstler aus aller Welt und ließen sich nieder. Heute ist Port de Pollença eines der Touristenzentren im Norden der Insel. Lediglich das Can Pescador, das letzte verbliebene Fischerhäuschen an der mit Pinien gesäumten Uferpromenade, erinnert an die ersten Hafenbewohner am Wasser. Trotz alledem ist das Flair in Port de Pollença anders als in den meisten mallorquinischen Urlauberorten: Hier am Meer mischen sich Touristen und Einheimische auf so idyllische Weise, als wäre man sich nie fremd gewesen.
Nirgendwo sonst zeigt sich die mallorquinische Steilküste derart rau und spektakulär wie am Cap de Formentor, dem nördlichsten Zipfel der Insel. Auf einer engen Straße voller Serpentinen geht es bergaufwärts an den Klippen entlang zum Kapp. Vorsicht ist geboten, denn auf der Strecke verstecken sich einige Haarnadelkurven – und statt Leitplanken säumen lediglich kleine Mauern den Straßenrand. Vom Aussichtspunkt Mirador es Colomer aus geht es zu Fuß die Klippen hinauf. 232 Meter über dem Meer entfaltet sich hier ein spektakulärer Blick bis nach Menorca. Unterhalb der Aussichtsplattform fallen die nördlichen Ausläufer des Tramuntana-Gebirges steil ins Meer ab. Am Ende der Halbinsel thront auf einem grün-beigen Felsen ein weißer Leuchtturm, der bei Sonnenschein aufleuchtet.
Lassen Sie den Mietwagen am Parkplatz stehen und wandern Sie eine halbe Stunde durch den Pinienwald an der Ostseite des Kapps zur Stein- und Kieselstrandbucht Cala Murta, die sich halbmondförmig unter der Klippe ausbreitet. Auf dem Weg zurück ins Tal versteckt sich rechterhand ein mallorquinisches Einod: Gerade einmal 650 Einwohner zählt das Küstendorf Cala Pi de la Posada, das mit seinen hübschen Villen als älteste Siedlung der Insel gilt. Eine schroff abfallende und teilweise üppig bewachsene Steilküste schützte den kleinen Ort davor, dass sich große Hotelkomplexe einnisteten. So geht wie in vergangenen Zeiten alles weiterhin gemächlichen seinen Gang.
Über eine kleine Zufahrtsstraße von Pollença kommend geht es zunächst etwas bergauf, bevor sich ein Panoramablick auf das azurblaue Meer auftut. Dazwischen verstecken sich malerische Buchten mit feinem Sand und Kies, die nur über einen Abstieg entlang der Felsenküste zu erreichen sind. In einer weiteren Bucht schmiegen sich die kalkweißen Steinhäuser des ehemaligen Fischerdorfes Cala Sant Vicenç an den Felshang. Zwar verirren sich auch Touristen hierher, dennoch hat das Dorf aufgrund seiner abgeschiedenen Lage nichts an seiner Ursprünglichkeit und seinem Charme eingebüßt. Die kleinen Straßenzüge sind gesäumt von traditionellen Restaurants, in denen vornehmlich mallorquinische Küche auf den Tisch kommt. Direkt am Stand etwa befindet sich das „Cala Barques“, das bekannt für herrlich frische Fischgerichte ist. Am Cala Molins reihen sich kleine Strandbars aneinander.
Von Cala Sant Vicenç aus führt die Route weiter ins Tramuntana-Gebirgsmassiv, wo sich auf 525 Metern Höhe das Kloster Lluc befindet, ein beliebter Wallfahrtsort zwischen Olivenhainen und Eichenwäldern. Der Gründungslegende nach soll im Jahr 1229 ein maurischer Hirtenjunge namens Lluc die Marienstatue zwischen den Felsen gefunden haben. Sie lockt bis heute jedes Jahr Pilger aus aller Welt an. Im schlichten steinernen Kloster befindet sich neben einem Restaurant und einem Internat auch ein Hotel. Wer hinter den Klostermauern übernachten möchte, sollte allerdings früh ein Zimmer buchen. Der Platz ist sehr begrenzt.
Abenteuerlich geht es auf der Bergstraße weiter bis zur Felsenschlucht Torrent de Pareis. Teilweise mehrere hundert Meter tief, bahnt sich ein Sturzbach seinen Weg durch die Felsen und verschwindet bei Sa Calobra direkt im Meer. Früher war das kleine Küstendorf nur übers Wasser oder eben diese gefährliche Felsschlucht zu erreichen. Auch heute ist sie nur in den trockenen Sommermonaten zugänglich, wenn der Fluss kaum oder gar kein Wasser führt. Nächster Halt ist der höchste Berg Mallorcas mitten im Tramuntana-Gebirgsmassiv. Am Fuße des 1.455 Meter hohen Puig Major liegen die beiden künstlich angelegten Bergseen Embalse de Cúber und Gorg Blau. Hier stellt man am besten den Mietwagen ab und erklimmt Mallorcas höchsten Gipfel zu Fuß.
Das letzte Stück der Rundreise führt über enge Serpentinen bergabwärts nach Sa Calobra, wo ob der schmalen Straße – manchmal trennt nur ein halber Meter den Autoreifen vom Abhang – Nervenstärke gefragt ist. In der von Pinien bewachsenen Bucht Cala de sa Calobra liegen nur wenige Häuser und Restaurants. Dennoch tummeln sich gerade im Sommer die Touristen in Scharen. Es lohnt sich, früh am Morgen oder in der Nebensaison zu kommen. Als Belohnung winkt ein unverstellter Blick auf den einzigartigen Kieselstrand zwischen den Felsen bis zum tiefblauen Meer.