Knallige Farben, außergewöhnliche und umweltschonende Bauweisen – was auf den ersten Blick ein wenig nach Moderne klingt, offenbart auf den zweiten eine jahrhundertelange Tradition und Geschichte. Für viele gilt sie nicht ohne Grund als typisch Deutsch und als Markenzeichen des Landes: die Fachbauwerkweise mit dem typischen Skelettbau aus Holz. Mehr als zweieinhalb Millionen dieser Häuser sollen hierzulande noch immer zu sehen sein. Viele davon reihen sich einer Perlenkette gleich entlang einer bekannten deutschen Ferienroute.
Weit oben im Norden in der Hansestadt Stade unweit von Hamburg hat die Deutsche Fachwerkstraße ihren Ausgangspunkt. Auf rund 3.500 Kilometern erstreckt sie sich übers ganze Land bis an den Bodensee an der Schweizer Grenze und verbindet mehr als 700 Jahre deutsche Handwerkskunst. Farbenprächtigen Fachwerkbauten umrahmen putzige kleine Marktplätze, verwinkelte Gassen winden sich um historische Ortskerne und überall weht ein Hauch des Vergangenen. In den so genannten Fachwerkstädten entlang der Route herrscht ein ganz besonderes und oftmals romantisches Flair. Viele dieser Ortschaften sind in wunderschöne Landstriche und historisch ereignisreiche Regionen eingebettet. Perfekt also für einen Roadtrip durch die Zeit. Am besten eignet sich für einen Kurztrip mit dem Mietwagen die nördliche Route der Deutschen Fachwerkstraße.
Autovermietung HamburgSpätestens beim Anblick der endlosen Weiten der Nordsee mit ihren vielen Dünen, alten Mühlen und der frischen Meeresbrise ist der Alltag wie fortgeblasen. Hier liegt seit 10.000 Jahren eine sich ständig wechselnde Naturlandschaft, geformt von Meer und Wind, von Ebbe und Flut. Im Juni 2009 wurde das Wattenmeer in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen. Damit steht es auf einer Stufe mit dem Grand Canyon und dem Great Barrier Reef. Das klingt aufregend – und ist es auch. Ganz ohne Tauchausrüstung kann man hier auf dem Meeresboden spazieren gehen und Krebse oder Wattwürmer aus nächster Nähe beobachten. Wenn das Wasser bei Flut an die Küste zurückkehrt, kommen mit ihm auch die vielen Fische, Seesterne und Seehunde. Letztere aalen sich dann gern an den Sandstränden. Das Wattenmeer ist so gut wie in seinem ursprünglichen Zustand erhalten und zugleich Lebensraum riesiger Schwärme von Zugvögeln, wie man sie kaum anderswo in Europa zu Gesicht bekommt. Sie legen hier auf ihrer Durchreise von Sibirien, Kanada, Skandinavien oder gar Westafrika einen Halt ein.
Von der ländlichen Abgeschiedenheit des Wattenmeers ist es maximal eine zweistündige Fahrt bis in die Hansestadt Bremen, der nächsten Station der nördlichen UNESCO-Route. Das Bremer Rathaus mit seiner Renaissancefassade und der Roland-Statue gehören seit 2004 zum Welterbe. Nicht weit entfernt steht das Denkmal der weltberühmten Bremer Stadtmusikanten. Und mitten in Bremen lässt sich auch ein weiteres Naturschauspiel hautnah beobachten: der Gezeitenwechsel. Zweimal am Tag erreicht das Nordseehochwasser die Stadt. Dann steigen die Wasserstände der Weser und nach rund sechs Stunden, wenn der Höchststand erreicht ist, fließen sie wieder zurück.
Ein Stückchen weiter liegt die Bremer Schnoor, was so viel bedeutet wie „Schnur“. Die New York Post kürte sie zu den schönsten Straßenzügen weltweit. Und tatsächlich reihen sich in diesem historische Viertel wie an einer Schnur kleine Häuser aus dem 15. und 16. Jahrhundert entlang labyrinthartiger Gässchen. In den Schaufenstern funkeln handgemachter Schmuck und traditionelles Kunsthandwerk. Die Galerien drum herum laden zum Stöbern ein.
Rund zwei bis drei Stunden Autofahrt entfernt liegt mit Lübeck die erste Station an der Ostküste. Hansestadt, Marzipanstadt, Stadt der sieben Türme oder auch Buddenbrock-Stadt – Lübeck kennt viele Namen und offenbart bei genauerem Hinsehen auch viele Gesichter. Die Hafenstadt liegt an der gleichnamigen Bucht, wo sich dicht an dicht die Seebäder aneinanderreihen und beschauliche Fischerdörfer Touristenzentren wichen. Beschaulich geht es dennoch bis heute zu. Im Grunde ist Lübeck eine kleine Insel, zumindest was ihre historische Altstadt anbelangt. Mit dem berühmten Holstentor, dem Dom und den vielen Gängen hat sie es ins Weltkulturerbe geschafft. Bei einem Bummel durch mittelalterliche Gassen und alte Hinterhöfe, vorbei an kleinen Kaufmannshäusern und Backsteinbauten, ragt irgendwann hinter den Häusern die Petrikirche hervor, ein alter Backsteinbau, von dessen Turm aus man die Innenstadt überblicken kann. Jetzt ist es nur noch ein kurzer Weg bis zu einem Beichthaus der besonderen Art: Im alten Burgkloster müssen keine Offenbarungseide geleistet werden, sondern hier befindet sich das Café „Fräulein Brömse“. Im Duft von frischgebackenem Kuchen und Kaffee kann man sich unter Einheimische mischen. Und das Lübecker Marzipan kosten, das nach Ansicht vieler Lübecker ebenfalls zum Welterbe gehören sollte.
Holprige Mittelaltergassen, bucklige Steine auf einem quadratischen Marktplatz und unzählige Häusergiebel und Türmchen zieren das Bild der nächsten Welterbe-Stadt. Hoch in den Himmel über Wismar ragen mit St. Nikolai, St. Marien und St. Georgen drei imposante Backsteinkirchen, für die die Stadt bis über ihre Grenzen hinaus bekannt ist. Einst die letzte Kolonie Schwedens am südlichen Ostseeufer, atmet heute jeder Meter in Wismar die traditionsreiche Geschichte. Die Einfahrt in den Hafen markieren noch immer zwei nachgebildete Schwedenköpfe. Zur mittelalterlichen Hansezeit wurden hier eifrig mit Getreide, Wolle, Salz oder Fischen hantiert. Auch heute noch herrscht geschäftiges Treiben im Hafenviertel. Allerdings ist es längst nicht mehr von wirtschaftlicher Bedeutung. Vielmehr tummeln sich hier Einheimische und Zugereiste, trinken Café und beobachten die an- und ablegenden Fischkutter und Ausflugsboote.
Mitten durch die Ostseelandschaft mit ihren Schatten spendenden Alleen, eleganten Gutshäusern und feinen Sandstränden führt der Weg von Wismar aus an der Küste entlang nach Stralsund. Noch auf dem Festland gilt die Hafenstadt als das Tor nach Rügen. Umgeben von putzigen Teichen liegt Stralsund am Strelasund, einer Meerenge der Ostsee, sodass die Stadt dennoch von Wasser umgeben ist. Wie Wismar gehört die Stralsunder Altstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe. Und das nicht ohne Grund: Stralsund ist eine Stadt voller kulturhistorischer Schätze. Die kleinen Gassen führen vorbei an Bürgerhäusern mit den typischen Giebeln und geschnitzten Türen. Im Herzen der Stadt befindet sich mit dem Rathaus eine der bedeutendsten Profanbauten der norddeutschen Backsteingotik, deren raue Fassade mit etwas Glück bei Sonnenschein im orange-warmen Ton des Backsteins schimmert.
Der letzte Abschnitt der nordischen UNESCO-Route führt über die Stralsunder Rügenbrücke auf die Insel Rügen. Wen es hierher verschlägt, der sucht vor allem eins: Ruhe und die Nähe zur Natur. Überquert man die Ostseeinsel mit dem Auto in einem Ruck, landet man in der sogenannten weißen Stadt Sassnitz auf der Halbinsel Jasmund. Früher war sie der Fischerort der Insel, viel Kreide wurde hier abgebaut. Heute ist die Hafenstadt Ausgangspunkt zahlreicher Fähren Richtung Dänemark, Schweden oder gar Russland. Im Hafen kreisen die Möwen über den Köpfen der wartenden Touristen und klauen in einem unbedachten Moment gern den fangfrischen Fisch von deren Brötchen. Wie in vielen der idyllischen Ostseebäder auf der Insel findet sich auch in Sassnitz die unverkennbare Architektur, die im 19. Jahrhundert mit den Schönen und Reichen von Berlin an die Ostsee kam: weißgekalkte, verschnörkelte Häuserfassaden mit Schmuckelementen aus Holz und Metall, zu Flaniermeilen ausgewachsene Strandpromenaden und eindrückliche Seebrücken.
Noch gemächlicher und dem Rhythmus der Insel entsprechend entspannter geht es außerhalb der Ostseebäder zu. Durch den von der UNESCO ausgezeichneten Buchenwald im Nationalpark Jasmund führt der Weg weiter in den Norden hin zur Kreidefelsküste mit ihren Markenzeichen, dem 118 Meter hohen Königsstuhl und der Viktoriasicht, die bei gutem Wetter um die Wette strahlen - ein dankbarer Abschluss der maritimen Reise entlang der nordischen UNESCO-Route.